Laktoseintoleranz
Laktoseintoleranz - ein häufiges Leiden, welches nicht erkannt wird
Grundsätzliches
Laktoseintoleranz ist keine Allergie im herkömmlichen Sinne. Es ist eine Nahrungsmittelunverträglichkeit auf Milchzucker (Laktose).
Zahlen
In den asiatischen Länder sowie in Afrika betrifft diese Unverträglichkeit bis zu 90% der Bevölkerung.
In Australien, Westeuropa und Nordamerika sind davon 5%-15% (bei den hellhäutigen) betroffen.
Und in Deutschland geht man von einer geschätzten Zahl zwischen 15% und 25% der Gesamtbevölkerung aus.
Aufgrund dessen, dass die Symptome zum Teil einer Magen- oder Darmverstimmung ähneln, die Diagnose noch nicht allzu lange bei den Ärzten als Richtungsweisend bekannt ist und die Anzeichen sehr vielfältig sein können, kommt zunächst nicht der Verdacht einer Laktoseunverträglichkeit in den Sinn.
Info
Milchzucker wird im Dünndarm aufgespalten und als Energiequelle vom Körper genutzt. Es wird das Enzym Laktase benötigt.
Für Säuglinge in der Regel kein Problem, sofern die Laktoseunverträglichkeit nicht genetisch bedingt vererbt wird. Jedoch im Alter von ab zwei Jahren lässt die Fähigkeit zur Milchverdauung nach, da die körpereigene Produktion von Laktase geringer wird. Nun kann es passieren, dass bei manchen Erwachsenen der Körper nur noch ganz wenig oder gar keine Laktase mehr produziert. Der Milchzucker kann nicht mehr gespalten werden und gelangt damit ungespalten in den Dickdarm. Die Dickdarmbakterien freuen sich, da sich diese von dem Milchzucker ernähren. Ihre Aufgabe besteht nun darin, die Laktase zu Milchsäure, Kohlendioxid, Essigsäure und Wasserstoff vergären zu lassen. Das Ergebnis sind entstehende Gärgase, welche zu Blähungen führen können. Die Milch- und Essigsäure sind für kräftige Darmbewegungen zuständig und sorgen damit für eine erhöhte Anfälligkeit von Durchfall. Der sogenannte osmotische Druck im Darm verändert sich. Nun sollte für den Darm so schnell wie möglich eine Normalisierung stattfinden. Es strömt automatisch verstärkt Wasser aus den Zellen in den Darm, was erneut zu Durchfällen führen kann.
Der Osmotischer Druck
Informationen zum Osmotischen Druck
Nicht alle Menschen, welche unter der Laktoseintoleranz leiden, haben auch entsprechende Beschwerden. Geschätzt wird, dass bei mindestens der Hälfte der Betroffenen die Symptome so gering sind, dass sie kaum wahrgenommen werden.
Umso mehr können die Beschwerden bei anderen um so heftiger sein. Jedoch leidet auch nicht jeder mit Verdauungsstörungen an der Milchzuckerunverträglichkeit. Es ist individuell ganz verschieden.
Meistens betreffen die Symptome die Verdauungsorgane. Durchfall steht hier an erster Stelle. Die Beschwerden können bereits nach kurzer Zeit des Verzehres von Milchzuckerprodukten auftreten und sie halten so lange an, wie sich der Milchzucker im Darm befindet. Verlässt er den Darm, so klingen die Beschwerden wieder ab.
Häufige Beschwerden
Das sind zumeist:
- Blähungen
- Darmkrämpfe bis hin zu Koliken
- spontane Durchfälle
- Verstopfung
- verstärktes Aufstoßen
- Übelkeit und Erbrechen
- Völlegefühl
- Bauchschmerzen
Unspezifische Beschwerden
Häufig werden bei diesen unspezifischen Beschwerden keine Laktoseintoleranz vermutet:
- ständige Müdigkeit
- Erschöpfungszustände
- depressive Verstimmung
- unreine Haut
- Schlafstörungen
- Kopfschmerzen
- erhöhte Körpertemperatur
Die Stärke der Beschwerden ist ebenso davon abhängig, wie der einzelne Mensch "gebaut" ist. Es können verschiedene Faktoren eine Rolle spielen. Nicht alle Menschen sind gleich empfindlich was das Spüren von Schmerzen und der Beurteilung der Stärke anbelangt. Ebenso hat die allgemeine körperliche und seelische Verfassung eine Einfluss darauf, wie stark die Beschwerden wahrgenommen oder auftreten können.
Auch die Zusammensetzung der Darmflora ist zu beachten. Das bedeutet, welche Bakterien besiedeln den Darm.
Und schlussendlich hat auch die Zusammensetzung der Speisen und Getränke Einfluss auf die Stärke und Art der Symptome.
Werden die laktoshaltigen Lebensmittel einzeln verzehrt, so sind die Beschwerden heftiger als wenn sie mit laktosfreien Speisen in den Darm gelangen. Die Konzentration des Milchzuckers ist dadurch veränderbar. Ebenso ist die Menge an Milchzucker in Gramm für Beschwerden verantwortlich. Auch reagiert nicht jeder Mensch gleich, bei gleicher Menge von Milchzucker.
H2-Atemtest
Die sicherste Methode für die Sicherstellung der Diagnose durch den Arzt ist der H2-Atemtest (Wasserstoff-Atemtest).
Der Patient erhält hierfür 50 g aufgelösten Milchzucker vermischt mit 300ml Wasser, welcher in einer bestimmten Zeit getrunken wird. Nach dem Trinken, wird in den folgenden 3 Stunden alle 15-30 Minuten die Atemluft gemessen. Dazu pustet der Patient in ein Messgerät, welcher Werte der Atemluft verwertet und misst.
Bei einer Unverträglichkeit steigt der Wert signifikant an.
Laktose-Belastungstest
Hierbei werden ebenfalls 50 g Laktose verabreicht. In den nächsten 3 Stunden wird nun alle 30 Minuten Blut abgenommen und damit die Glukose-Konzentration im Blut gemessen.
Das Ergebnis richtet sich nach dem Glukose-Wert im Blut. Dieser steigt kaum an, da die Laktose nicht oder nur wenig gespaltet wurde.
Dünndarmbiopsie
Dieses ist die aufwendigste Methode und wird selten angewendet. Sie ist jedoch sehr sicher und es können damit auch Erkenntnisse gewonnen werden, wie stark die Erkrankung ist.
Dazu wird aus dem Dünndarm eine Gewebeprobe entnommen. Diese Probe wird darauf untersucht, wie groß die Aktivität der Laktase noch ist.
Ausschluss-Diät
Hier wird für zwei Wochen auf Nahrungsmittel mit Milchzucker ganz verzichtet, um dann zu schauen, ob sich die Beschwerden verringern. Allerdings kann diese Art als eher unsicher eingestuft werden.
Alternative Lebensmittel
Auch Menschen mit einer Laktoseunverträglichkeit können sich gesund und vielseitig ernähren. Sie sollten soweit es geht, Produkte mit Milchzucker vermeiden. Dazu gibt es bereits einiges an Artikeln, welche als laktosefrei bezeichnet werden. So gibt es laktosefreie Milch, Joghurts, Schokolade, fertige Menüs, Sahne, Käse und noch einiges mehr.
Statt fertige Soßen im Beutel zum Anrühren kaufen, kann stattdessen auf Brühe zurück gegriffen werden, um so schmackhafte laktosefreie Soßen zu kreieren.
Ebenso sind Sojaprodukte als Alternative einsetzbar.
Hart-, Schnitt- und Weichkäse besitzen ebenfalls nicht so viel Laktose. Diese muss im Einzelnen auf Reaktionen getestet werden.
Brot und Backwaren: alle Sorten, die ohne Milch oder Milchprodukte bzw. Milchpulver gebacken werden.
Reis, Mais, Hirse, Speisestärke sind ebenfalls möglich.
Bei Obst und Gemüse sollten keine Tiefkühl-Fertiggerichte ausgewählt werden. Ansonsten alle Sorten als Frischware möglich.
Süße Brotaufstriche und Süßwaren:
Honig, Marmelade, Apfelmus, Pflaumenmus, Mandel und Nussmus.
Süßigkeiten ohne Milch- und Milchzubereitung.
Getränke: Fruchtsäfte, Mineralwasser, schwarzer, grüner, weißer Tee, Kaffee. Keine aromatisierten Tees.
Die Liste kann unaufhörlich weiter geführt werden. Wichtig ist zu bedenken, dass eben kein Milchzucker im Produkt verwendet wird. Also, lieber mal die Packung umdrehen und auf die Suche nach Milchzucker gehen.
So gehen auch die Symptome zurück bzw. können sich bei strikter Einhaltung auf Null reduzieren.
Urheberrecht: Inge Hannemann; Quelle: Trias Verlag Laktoseintoleranz; Bild: Flickr