Qualifiziertes Arbeitszeugnis: Was man beachten sollte!
Jemand, der ein Unternehmen verlässt, verlangt zumeist vom Arbeitgeber ein qualifiziertes Zeugnis. Was steckt hinter der Zeugnissprache und welche Bedeutung hat das diese?
Grundsätzliches zum Zeugnis
Gesetzregelung
Nach dem bürgerlichen als auch Handelsgesetzbuch hat jeder Arbeitnehmer ein Anrecht auf ein schriftliches qualifiziertes Zeugnis, sofern er es beim Arbeitgeber beantragt. Dieses kann schriftlich oder mündlich erfolgen. Die Verjährungsfrist für die Beantragung beträgt nach den Gesetzen 30 Jahre. Ebenso sollte das Arbeitszeugnis bis zum letzten Arbeitstag des Arbeitnehmers auf dem offiziellen Briefpapier des Unternehmens erstellt sein.
Geheimsprache - Zeugniscode
Die Wortwahl im Zeugnis ist verschlüsselt in Form von ausformulierten Sätzen, welche schlussendlich beim Lesen in den bekannten Schulnoten umgewandelt werden. Diese beinhalten demnach die Schulnoten von "sehr gut" bis "ungenügend". Kurz gesagt, darf ein Zeugnis mangelhaft oder ungenügend sein, jedoch gilt der Grundsatz der Wahrheit. So gilt: Nicht jede blitzblanke Formulierung ist auch positiv gemeint. Was vielleicht beim ersten Lesen positiv klingt, kann sich bei genauer Betrachtung als äußerst negativ entpuppen.
Zeugnissprache - (k)eine Geheimsprache?
Die Codes
Wichtig ist zunächst, dass die allgemeine Beurteilung so positiv wie möglich ausfällt. Die zumeist verwendete "Zufriedenheits"-Skala kann folgendermaßen umschrieben werden:
stets zu unserer vollsten Zufriedenheit: sehr gut
stets zu unserer vollen Zufriedenheit: gut
zu unserer vollen Zufriedenheit: befriedigend
stets zu unserer Zufriedenheit: unbefriedigend
zu unserer Zufriedenheit: mangelhaft
im Großen und Ganz zu unserer Zufriedenheit: ungenügend
Der Unterschied zwischen der Note 1 und 2 macht sich also im "st" bemerkbar.
Sehr gute Leistungen beinhalten zumeist in Folge genannten Begriffe: ausgesprochen, überaus, außergewöhnlich, ausgezeichnet sowie in hohem Maße.
Gute Leistungen umschreiben die Begriffe: vollen, stets zuverlässig, voll und ganz.
Befriedigende Bewertungen: hat entsprochen, zu unserer Zufriedenheit (stets und voll entfallen ganz)
Ausreichende Bewertungen werden gerne durch: bewältigt, solides Basiswissen sowie zufriedenstellend umschrieben.
Codierungstechniken
Leerstellen-Technik: Warnung durch Weglassen (Sein Verhalten gegenüber Kollegen war stets einwandfrei) - der/die Vorgesetzten wurden verschwiegen.
Reihenfolge-Technik: Im Abschnitt der Aufgaben werden die Nebenaufgaben vor den Hauptaufgaben genannt. Das Sozialverhalten wird vor der Leistung bewertet und/oder beim Verhalten werden die Kollegen vor den Vorgesetzten genannt.
Einschränkungstechnik: auch gerne als subtile raumzeitliche Einschränkungen umschrieben: Wir wünschen ihm/ihr für seine/ihre Tätigkeit in einem anderen Unternehmen (= nicht bei uns) alles Gute und künftig (= hatte er bisher nicht) Erfolg.
Orakel-Technik: mehrfach interpretierbare Begriffe: Er/Sie war ein anspruchsvoller (= gegenüber anderen) und kritischer (= nörgelnd) Mitarbeiter.
Abwertungstechnik: Abwertung durch doppelte Negation: Ihr/Sein Verhalten war ohne Tadel (= aber nicht lobenswert). Er/Sie setzte sich sehr für die Belange der Mitarbeiter ein (= aber nicht für die Firma).
So ist beim Lesen eines Zeugnisses darauf zu achten, welche Technik angewendet wurde, um nicht aufs Glatteis zu gelangen.
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