Neue Arbeitsmarktpolitik für 2012
Durch den anhaltenden wirtschaftlichen Aufschwung, der Rückgang der Arbeitslosenquote und die daraus wachsende Beschäftigung sollen neue Rahmenbedingungen auf dem Arbeitsmarkt geschaffen werden. Diese haben eine dauerhafte Eingliederung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zum Ziel. Langzeitarbeitslose, gut ausgebildete Arbeitnehmer sowie Fachkräfte sollen somit innerhalb kürzerer Zeit dauerhaft in sozialversicherungspflichtige Arbeit vermittelt werden. Weiterhin sollen die Unternehmen auf diesem Weg auf ausreichend gut ausgebildete Arbeitnehmer zurückgreifen können. Damit können drei Schwerpunkte festgehalten werden:
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effektive und gute Arbeitsvermittlung
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Förderung von besonders benachteiligten Arbeitslosen durch Qualifizierung
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Vermittlung von Fachkräften an die Unternehmer
Förderung von Menschen mit einem besonderen Betreuungsbedarf
Menschen mit einem besonderen Betreuungsbedarf und Hinführung an den ersten Arbeitsmarkt sollen über einen längeren Prozess, Betreuung und Förderung unterstützt werden. Das bedeutet weiterhin die Integration in die 1 Euro Jobs mit Qualifizierung und Weiterbildung. Da auch in 2012 die Gelder für die Arbeitsgelegenheiten (1€ Jobs) gekürzt werden sollen, steht die Frage im Raum, inwiefern die Qualifizierung durchgeführt werden soll.
"Neue" Erkenntnisse im demografischen Wandel
Aufgrund des demografischen Wandels und Entwicklung kann davon ausgegangen werden, dass der Mangel an Fachkräften weiterhin zunehmen wird. Es wird mittelfristig davon ausgegangen, dass Fachkräfte in der Zukunft noch mehr benötigt werden, als bisher. Diesen Bedarf gilt es zu decken, indem junge Menschen bereits in ihrer Ausbildung zu Fachkräften ausgebildet werden. In Zahlen heißt dieses, dass die Altersgruppen von 45 Jahren bis 65 Jahren mit Hochschulausbildung in den nächsten zwei Jahrzehnten aus dem Erwerbsleben ausscheiden. Bereits im Jahr 2000 war eine Unterdeckung von 230.000 ausscheidenden Fachkräften zum Nachwuchs zu beobachten (Quelle: Agentur für Arbeit). Somit nichts neues an Erkenntnis.
Eine gute Schul- und Berufsausbildung, die Qualifizierung Beschäftigter und die Anerkennung von ausländischen Abschlüssen sind hier gefordert. Quantitativ heißt dieses, dass insbesondere Erwerbslose durch Qualifizierung, Weiterbildungen und Unterstützung durch die Arbeitsagenturen und den Jobcentern unterstützt werden müssen. Fehlende Berufserfahrungen, längere Ausfallzeiten durch Arbeitslosigkeit und oder Erkrankungen, abgebrochene Studiengänge, Migrationshintergründe und Handicaps stehen dem entgegen. Ältere Arbeit suchende Menschen sind ebenso zu berücksichtigen wie Berufsrückkehrer/innen.
Wer sind die Unterstützer?
Neben der Unterstützung durch die Arbeitsagenturen und Jobcenter steht die Bundesregierung in der Pflicht. In der Pflicht für einen ausgewogenen Lohn, einem Mindestlohn zu sorgen. Die Überprüfung der Umwandlung von Vollzeitstellen in zahlreiche Mini- und Midijobs. Der Bundesrat hat zu entscheiden, dass gute Arbeit auch gut entlohnt wird. Die Abschaffung der 15-Stunden-Regelung der Minijobs 2007 ist zu überdenken. Nicht selten sind 17 Stunden und mehr pro Woche auf 400-Euro-Basis eine kostengünstige Arbeitskraft für die Unternehmen. Waren es vor 12 Jahren noch offizielle Teilzeitstellen sind es nun die Minijobs. Bereits im Jahr 2000 gab es einen Zuwachs von rund 400.000 an geringfügigen Beschäftigten zu 1999. Besonders der Dienstleistungssektor hatte hier einen enormen Zuwachs zu verzeichnen. Bereits seit der Einführung von geringfügigen Tätigkeiten im April 1999 und der steile Zuwachs bis zum Jahr 2000 müsste zu der Erkenntnis geführt haben, dass die Ausbreitung dieser Art der Beschäftigung sozialversicherungspflichtige Arbeit verdrängt.
Die Zahlen, die Vorschläge und Überlegungen von arbeitsmarktpolitischen Umstrukturierungen sind nicht neu. Die Umsetzung mit gleichzeitigen drastischen Kürzungen um bis zu 50 Prozent für Qualifizierungen, Integrationen und anderes seit 2011 bis 2013 sind neu. Lassen wir uns überraschen und hoffen, dass Gewerkschaften, Arbeitgeberverbände, Handelskammern und Sozialverbände dieses im Auge behalten und bei Zeiten reagieren.
Urheberrecht: Inge Hannemann; Quelle: Bundesagentur für Arbeit (Presse); Bild: Flickr